IKSR – Internationale Kommission zum Schutz des Rheins

Neue Studienergebnisse zu den Folgen des Klimawandels im Rheineinzugsgebiet

Vaduz, 5./6. Juli 2011

Bis zur Jahrhundertmitte sind im gesamten Rheineinzugsgebiet im Winter bis zu 20% höhere Abflüsse und im Sommer bis zu 10% geringere Abflüsse – die regional unterschiedlich ausgeprägt sein können – zu erwarten. Diese und weitere Erkenntnisse enthält eine neue Szenarienstudie für das Abflussregime des Rheins, die die Internationale Kommission zum Schutz des Rheins (IKSR) jetzt in Vaduz vorgestellt hat.

 

Die  liechtensteinische Regierung hat die in der IKSR kooperierenden Behördenvertreter/innen aus der Wasserwirtschaft aller im Rheineinzugsgebiet liegenden Staaten nach Liechtenstein eingeladen. Liechtenstein ist der einzige Staat, dessen Hoheitsgebiet vollständig im Rheineinzugsgebiet liegt.

Die IKSR-Plenarsitzung hat folgende wichtige Themen erörtert:

Erstmals stehen mit der „Szenarienstudie für das Abflussregime des Rheins“ Abflussprojektionen für die nahe (bis 2050) und ferne Zukunft (bis 2100) an repräsentativen Rhein- und Moselpegeln zur Verfügung. Die Ergebnisse beruhen insbesondere auf dem Projekt „Rheinblick2050“ der Internationalen Kommission für die Hydrologie des Rheingebietes (KHR), mit dem verschiedenste nationale Studien, Datenbestände und Berechnungsmethoden einzugsgebietsweit zusammen geführt wurden.
Tendenziell nahmen bereits im letzten Jahrhundert die Rheinabflüsse im Winter zu und im Sommer ab und es traten im gesamten Jahreslauf häufiger mittlere Hochwasser auf. Der Präsident der IKSR, Dr. André Weidenhaupt, dazu: „Diese Tendenz wird - aufgrund der neuen Projektionen für das 21. Jahrhundert - klar bestätigt. Wir müssen diese Ergebnisse ernst nehmen und Schritt für Schritt Anpassungsmaßnahmen für alle wasserrelevanten Sektoren entwickeln.“ 
Die Trockenheit der letzten Monate ist jetzt vorbei; die Wasserstände in Rhein und Bodensee sind wieder leicht angestiegen; in den Frühjahrsmonaten April und Mai 2011 wurden die niedrigsten Rheinwasserstände seit 100 Jahren gemessen, da unter anderem die Schneeschmelze in den Alpen in diesem Jahr bereits im Januar einsetzte und nicht wie bisher üblich erst im April/Mai.

Die natürliche Gestaltung von Flussläufen (Revitalisierungen) gehört zu den wichtigen Aktivitäten der IKSR, die auch die Bewältigung der Folgen des Klimawandels begünstigt. Diese Revitalisierungen dienen dem Hochwasserschutz, weil sie dem Fluss mehr Raum geben und fördern zugleich die biologische Vielfalt sowie die freie Fischwanderung stromauf und stromab. So ermöglichten es die bereits getroffenen Maßnahmen über 6.000 erwachsenen Lachsen von der Nordsee zum Ablaichen zurück in ihre Heimatgewässer aufzuschwimmen. Über den Fischpass am Kraftwerkswehr Reichenau im Alpenrhein sind im Jahr 2010 außerdem knapp 1000 Bodensee-Seeforellen in ihre Heimatgewässer aufgestiegen.

Die IKSR begrüßt den am 24. Juni 2011 gefassten Beschluss der niederländischen Regierung, dass die für den nachhaltigen Erfolg des „Masterplans Wanderfische Rhein“ so bedeutsamen Haringvlietschleusen als wichtigstes zusätzliches Zugangstor für aufsteigende Lachse in den Rhein ab 2015 teilweise geöffnet werden. Diese Maßnahme war bereits Bestandteil des Kommuniqués der 14. Rheinministerkonferenz vom Oktober 2007 und des Bewirtschaftungsplans 2009 für das Rheineinzugsgebiet.
Des Weiteren hat die IKSR die Stoffliste für das chemische Rheinmessprogramm im Zeitraum 2012 bis 2014 aktualisiert, das alle für die grenzüberschreitende Überwachung im Rheineinzugsgebiet wichtigen Schadstoffe enthält.
Außerdem hat die IKSR der „Arbeitsgemeinschaft Revitalisierung Alpenrhein/Bodensee“ den Beobachterstatus verliehen und damit die Beteiligung anerkannter Beobachter auch auf den Alpenrhein und den Bodensee ausgedehnt. Die Arbeitsgemeinschaft ist ein Zusammenschluss der Organisationen „Lebendiger Alpenrhein“ und ProFisch Alpenrhein, verschiedener aktiver schweizerischer, liechtensteinischer und österreichischer Umweltverbände aus Naturschutz und Fischerei. Dr. Helmut Kindle, Amtsvorstand des liechtensteinischen Amtes für Umweltschutz, und Ko-Vorsitzender der IKSR-Plenarsitzung dazu: „Ich freue mich darüber, dass über die IKSR Oberlieger und Unterlieger immer mehr zu einer Solidargemeinschaft werden, nicht nur auf Behördenebene, sondern auch über Bürger/innen, die sich in grenzüberschreitenden Gewässer- und Umweltschutzverbänden engagieren.“
Vor einem Jahr hat die IKSR mit einem Festkolloquium ihre erfolgreiche grenzüberschreitende Zusammenarbeit für den Schutz des Rheins und ihr 60jähriges Bestehen im Kurfürstlichen Schloss zu Mainz gefeiert. Die jetzt vorliegende Festschrift „Es lebe der Rhein! - 60 Jahre IKSR“ vermittelt viel Persönliches über die Feier, erinnert an Vergangenes und gibt einen Ausblick auf die Zukunft.  

Weitere Informationen
Internationale Kommission zum Schutz des Rheins  (IKSR)
Ben van de Wetering
Tel. +49-(0)261-94252-17
Mobil: +49-170-4976861
oder
Anne Schulte-Wülwer-Leidig
Tel. +49-(0)261-94252-19
Mobil  +49-171-322 65 82
www.iksr.org

 
Kurzinformation
In der Internationalen Kommission zum Schutz des Rheins (IKSR) arbeiten die Rheinanliegerstaaten Schweiz, Frankreich, Deutschland und Niederlande sowie Luxemburg und die Europäische Gemeinschaft auf der Basis eines völkerrechtlichen Übereinkommens zum Schutz des Rheins zusammen. Dem Präsidenten (derzeit der Luxemburger Dr. André Weidenhaupt) und den Gremien der IKSR steht ein international besetztes Sekretariat mit Sitz in Koblenz (Deutschland) zur Seite. Darüber hinaus unterstützt das Sekretariat die Staaten im Rheineinzugsgebiet, die die europäische Wasserrahmenrichtlinie (Richtlinie 2000/60/EG) und die europäische Hochwasserrisikomanagementrichtlinie (Richtlinie 2007/60/EG) umsetzen. Die grenzüberschreitende Kooperation wurde zu diesem Zweck auf die Staaten Österreich, Liechtenstein und die belgische Region Wallonien ausgeweitet. Die Arbeitssprachen der IKSR sind Deutsch, Französisch und Niederländisch. Detaillierte Informationen zur IKSR finden Sie auf der IKSR-Website www.iksr.org.